, Herrera Andrea

Turnshow 2022

Turnshow 2022 des TV Rüti  

Beginnen wir den Bericht zur Turnshow 2022 mit etwas Statistik. Was hat es mit der Zahl 233 auf sich? Richtig. So viele Turnerinnen und Turner stehen am Samstagabend auf der Bühne, um die Turnshow unter dem Motto «Sportschau spezial» aufzuführen. 87? Schon etwas schwieriger - so viele Jahre trennen die jüngste Turnerin vom ältesten Turner. Luise ist gerade mal 2 Jahre alt und turnt mit bei den Kleinsten im Elkiturnen. Ernst Egli wird am 27. November dieses Jahres seinen 89. Geburtstag feiern, er ist der älteste Turner des TV Rüti und ein begeisterter Männerriegler. Trotz des grossen Altersunterschiedes haben sie eines gemeinsam – die Turnergene.

 Die Turnerinnen und Turner aus den Riegen freuen sich, dass der Saal während den drei Aufführungen so gut besetzt ist. Gleich zu Beginn des Programms heisst es: «Achtung, Jöh-Alarm!», als die Kleinsten ihre Feuerwehrnummer zum Besten geben. Sie verzaubern die Herzen der Zuschauer und freuen sich, dass sie diese zum Schluss mit ihren Feuerlöschern abspritzen dürfen.

Für die Zwischennummern ist das bewährte Duo Sina Gwerder und Florian Pohl verantwortlich. In seinem ersten Auftritt spielt Flo einen angereisten Muotathaler Wetterschmöcker, welcher für die Dauer des Programms aufgrund des Verhaltens von Ameisen eine günstige Wetterprognose stellt. Die dreissig Kinder des Kinderturnens begeistern darauf mit ihrer farbenfrohen Nummer «Wätterkapriole».

  

In die 70-er Jahre von ABBA entführen junge Kunstturnerinnen, welche eine erstaunlich reife Darbietung zeigen. Da hat es sicher das eine oder andere Talent, welches für die Zukunft des TV Rüti wegweisend sein könnte. 

«After Trainings Party» ist das Motto der Leichtathletik Kinder. Da wird geschickt über farbige Kunststoffwürfel gehüpft oder diese werden im Rhythmus der Musik hin- und hergewogen.

Eine luftig leichte Nummer präsentieren die Kleinen der Mädchenriege, Seidentücher in allen Farben wirbeln durch die Luft. Dazu turnen und tanzen die Mädchen wie schmetterlingshafte Feen.

Von der Jugi wird mit viel Enthusiasmus der erste Turnhallenbau im Ferrach thematisiert. Mehr als 20 Jungen zeigen mit Minitramp und Schwedenkasten, was sie, wortwörtlich eben, bereits auf dem Kasten haben. Dazu bauen sie mit Würfeln eine Fotowand auf, welche die neue Turnhalle zeigt.

Wer erinnert sich noch an das Videospiel von Super Mario, welches Mitte der 80er Jahre so populär war? Auch die heutige Jugend liebt das «gamen», die Jungs der Kunstturnriege stellen es auf eine fantasievolle Art dar. Während die Kleineren als Super Marios auf ihren Bobby-Cars über die Bühne flitzen, zeigen die Grösseren bereits ein beachtliches Niveau am Barren. Kein Wunder, turnt doch auch Moreno Kratter, unser aktueller Nationalkader Turner und Teilnehmer an den Weltmeisterschaften in Liverpool, am Barren mit.

Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass es einmal eine Zeitschrift gegeben hat, welche «Der Rütner Turner» hiess. Die Grossen der Mädchenriege haben sich dem Thema angenommen und für ihren Auftritt Zeitungen gebastelt, welche sie einfallsreich in ihre Show eingebaut haben.

Dann ein erster Höhepunkt vor der Pause. Die Vorführung der Geräteturnerinnen und Geräteturner der Turnsportriege spielt sich auf dem Ozeanriesen Titanic ab. Wenn man ihnen zuschaut an den Ringen und Minitrampolinen, versteht man den Wunsch des Menschen, fliegen zu können. Sie scheinen schwerelos durch die Luft zu gleiten.

Auch nach der Pause hält die Vorstellung das hohe Niveau, das monatelange Üben und Feilen an den Feinheiten der einzelnen Aufführungen zahlt sich aus. Die Kunstturnerinnen führen die Zuschauer zurück an die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, an welchen Romi Kessler und Marisa Menzi-Iervella teilgenommen haben. Im Interview erzählen die beiden über ihr Leben als Sportlerinnen, was sie motiviert und zu solchen Höchstleistungen geführt hat. Auch Ernst Egli, die Rütner Turnikone, erzählt aus seinem reichen Erfahrungsschatz, von Teilnahmen an nationalen und internationalen Wettbewerben. Er betont, wie wichtig ein ideales Umfeld ist für die Entwicklung von jungen Talenten. Für ihn ist und bleibt der TV Rüti einer der besten Schweizer Turnvereine. Am Ende der Vorstellung wird noch Moreno Kratter interviewt, ein weiterer Turner aus der Rütner Talentschmiede mit einem hervorragenden Leistungsauweis.

Das Thema «Mondlandung» ist perfekt für die Trampolinriege. Das Gravitationsgesetz, welches Isaac Newton um das Jahr 1687 herum entwickelt hat, scheint für diese Artisten nicht zu gelten. Federleicht und wie in Zeitlupe vollführen sie ihre waghalsigen Kunststücke.

Inzwischen in der Garderobe der Männerriege, die Nervosität steigt von Minute zu Minute. Was jetzt? Homöopathische Notfalltröpfli? Nicht zur Hand. Vielleicht einen Appenzeller? Leider unter Verschluss bei der Stammriege. Da steht der 88-jährige Ernst auf und sagt zum 82-jährigen neben ihm: «Chum Wisi, zeiged mer nes nomol» Und tatsächlich: auch ein Durchschnittsalter von 72 Jahren und etwelche Zipperlein halten diese Männer nicht davon ab, nochmals so richtig die Bühne zu rocken. Ihr Auftritt wird mit tosendem Beifall belohnt.

Die Frauen Aktiv Riege heizt mit ihrer Rock‘n’Roll Nummer die Stimmung im Saal noch weiter an. Mit hohem Puls und Tempo geht es durch die 50er- bis 60-er Jahre. Mit stilsicheren Schritten, einfallsreichen Figuren und ausgelassener Fröhlichkeit lassen die Frauen die vibrierende Stimmung von damals noch einmal aufleben.   

Das darauffolgende Spektakel ist exakt das, was an einer Turnshow von der Stammriege erwartet wird. In dieser Truppe sind viele Handwerker, welche mit ihrer Erfahrung auch schwierigste technische Aufgaben lösen, welche sich an Olympischen Winterspielen stellen. Ein Schlitten, um den Absprung eines Skispringers zu zeigen? Geschweisst und erledigt. Den Bob, welchen die Jamaikaner über die Bühne schieben? Kleines Sonntagmorgenprojekt. Schweizer, Österreicher, Franzosen und Jamaikaner sind so stilsicher dargestellt, dass man fast vergisst, dass man sie ja alle kennt.

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Grammaph-ON on! Die Gymnastik-Showgruppe zeigt ein Stück, welches auf einer ästhetischen Choreografie aufbaut. Die Darbietung entführt die Zuschauer ins Berlin der 1920-er Jahre und führt dann mit verschiedenen Musikstilen in die neuere Zeit.

Der eindrückliche Schlusspunkt wird vom Vereinsturnen gesetzt. Die Aufführung erinnert an einen nicht enden wollenden Vulkan an Überraschungen. Höher, schneller, kühner scheint das Motto dieser jungen Turnerinnen und Turner zu sein. Nach dieser Vorführung schnappe ich hinter der Bühne ein paar Gesprächsfetzen auf zwischen einem Turner und einer Turnerin. Er: «Da het’s en Schtau gha, nieneds Platz, cha ja nöd i de Luft ahalte» Sie: «Säg nüt, s’pure Chaos». Das pure Chaos? Für das Publikum war es eine turnerische Meisterleistung!  

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Es ist ein eindrückliches Bild, wenn sich die vielen Mitwirkenden nach der Vorstellung auf der Bühne einfinden. Der Präsident Markus Rivellini bedankt sich bei allen, welche zum Erfolg der Turnshow beigetragen haben. Neben den Turnerinnen und Turnern sind es unzählige Helfer, welche in der Küche, beim Auf- und Abbau, im Service, in Regie und Technik, sowie für die Bar und die Tombola im Einsatz waren. Besonders erwähnen muss man auch die Sponsoren, welche mit ihrer finanziellen Unterstützung zu dieser gelungenen Turnshow beigetragen haben. Sie alle verdienen für ihre erbrachte Leistung das Prädikat «Ausgezeichnet».  

Das war’s dann. Aber nur fast. Wer die Rütner Turnerinnen und Turner kennt, weiss, dass nach jeder Turnshow immer eine grosse Party steigt. Da wird gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Auch bei mir muss es wohl sehr spät geworden sein. Nach einem Blick in den Spiegel am Sonntagmorgen beschliesse ich, heute mehr auf meine inneren Werte zu setzen.  

Hans Jörg Burkhard Männerriege TV Rüti

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